Jedes Jahr zur Sommerzeit, ist es leider immer wieder ein Thema, dass niemals unterschätzt werden darf. Gewitter am Berg. Was soll und was kann ich tun? Kann ich es voraussehen? Welches sind relevante Informationen hierzu? Wie verhalte ich mich richtig?
Kurze Erklärung zu Gewitter: Gewitter können entstehen, wenn eine hinreichend grosse vertikale Temperaturabnahme vorhanden ist, d. h. wenn die Temperatur mit zunehmender Höhe so stark abnimmt, dass ein Luftpaket durch Kondensation instabil wird und aufsteigt. Es gibt verschiedene Erscheinungsformen der Blitze
– Linienblitz
– Flächenblitz
– Perlschnurblitz
– Kugelblitz
Bei Gewittern unterscheidet man zwei unterschiedliche Arten: Das Wärmegewitter und das Frontgewitter. Wärmegewitter kündigen sich meist durch die typischen Haufen- bzw. Quellwolken an. Daraus entwickeln sich dann die riesigen Wolkentürme, die dann in späterer Folge, an der Oberseite wie ein „Amboss“ aussehen (Kumulonimbus-Wolke).
Aber Vorsicht: Nicht erst die Bildung des Ambosses ist entscheidend für ein Gewitter. Dafür reichen auch schon hochaufgetürmte Quellwolken. Ein Frontgewitter ist schwerer zu erkennen, da das Wetter vor der Front oft besonders schön und wolkenlos ist. Das Nahen einer Warmfront lässt sich an den hohen „Schleierwolken“ (Cirren) erkennen.
Also was tun bei Gewitterneigung?
Bei angekündigter Gewitterlage unternimmt man sinnvollerweise keine grossen Touren. Tipp dazu: Ein örtliches Radio hören. Wenn da ein Wort wie „Kaltfront“ erwähnt wird, sollten schon die Alarmglocken klingeln und grosse Touren von vornerein gleich gestrichen werden. Die typischen Sommergewitter treten meist am frühen Nachmittag bis Abend auf, plant man folgedessen das Ende der Unternehmung für die Mittagszeit ein.
Richtiges Verhalten bei Gewittern.
- Vor der Tour unbedingt Wetterbericht einholen (örtl. Radio, Hüttenwart, Berg- oder Bergwanderführer, Internet).
- Abwägen von der geplanten Tour (Tourlänge,Tourschwierigkeit), ob es vereinbar ist, mit dem Zeitpunkt des auftreten von Gewittern, anhand der Infos (siehe vorg. Punkt).
- Während der Tour ständige Wetterbeobachtung: Lieber zu früh bzw. umsonst umdrehen und/oder Berghütte aufsuchen.
- Bei drohendem Gewitter weg von exponierten Stellen und wasserführenden Bereichen, hinkauern oder auf kleinflächig isolierende Ausrüstung kauern. Nach dem Motto: Alles um Dich herum muss grösser sein als Du.
- metallene Ausrüstungsgegenstände (z.B. Wanderstöcke) entfernt ablegen.
- am Klettersteig mit Selbstsicherung gesichert bleiben; dabei eher an Eisenklammer als am Drahtseil festmachen. Jedoch besser, solange es noch möglich ist, umgehend den Klettersteig verlassen oder solche Touren bei Gewitterlage erst gar nicht angehen.
- Gruppen vermeiden
Auf Tour ist der regelmässige Blick zum Himmel ein absolutes Muss. Auch wenn das Gewitter noch weit entfernt scheint und nur Blitze zu sehen sind, beobachtet man die Zugrichtung und entscheidet sich gegebenenfalls frühzeitig für den Abbruch.
Sieht man Blitze am Horizont, hört aber keinen Donner, so ist das Gewitter noch mindestens 18 Kilometer entfernt. Auf dieser Strecke wird der Schall geschluckt. Da dieser sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 340 Metern pro Sekunde bewegt, lässt sich die Entfernung zum Gewitter zumindest grob berechnen.
Leider ist aber auch ein grösserer Abstand von den Wolken kein Garant dafür, nicht vom Blitz getroffen zu werden. Diese schlagen oft auch in bis zu fünf Kilometer Entfernung vom eigentlichen Gewitter ein. Sträuben sich die Haare, surrt ein metallener Gegenstand oder ist Elmsfeuer daran zu erkennen, sollte man eigentlich bereits schon nicht mehr hier sein!! Sollte es dennoch so sein, in geduckter Haltung den Ort sofort verlassen!
Liegen zwischen Blitz und Donner weniger als dreissig Sekunden, wird es gefährlich. Und unter drei Sekunden ist jederzeit mit einem Einschlag in der Nähe zu rechnen.
Ist klar, dass man sich in der Zugrichtung eines Gewitters befindet, gibt es nur eines: Weg von Gipfeln, Graten, exponierten Stellen wie Seilbahnstützen, Klettersteige oder auch Gletschertischen, Bächen oder besonders nassen Bereichen wie moosigen Flächen und überhaupt, so schnell wie möglich absteigen.
Wirklich sicher ist man nur in einer Hütte oder Biwakschachtel mit Blitzableiter. Wald bietet einen gewissen Schutz, einzelne Bäume nicht. Auch Zelte sind nicht vor Einschlag sicher. Genauso wenig offene Unterstände.
Wird man jedoch von einem Gewitter überrascht, gilt grundsätzlich eines: KEINE PANIK!!! Aber auf alle Fälle sollte man sich mit geschlossenen und angezogenen Beinen am besten auf eine isolierende Unterlage wie einen trockenen Rucksack oder das Seil kauern. Je weniger Kontaktfläche zum Boden besteht, desto geringer ist die Gefahr von Kriechströmen, die sich in der Nähe des Einschlages am Boden durch die Nässe ausbreiten können. Das ist das elektrische Spannungsgefälle zwischen zwei Punkten, bei denen einer näher an der Einschlagstelle liegt. Deswegen ist Hinlegen auch keine Lösung, da die Spannung mit der Größe der Kontaktfläche und dem Abstand der Kontaktpunkte zunimmt.
Was tue ich mit Metall?
Metallene Gegenstände wie Stockspitzen, Pickel oder auch das Mountainbike ziehen Blitze zwar nicht an. Sie sind aber gute elektrische Leiter. Problematisch ist vor allem ihre Unterbringung. Ragen sie als spitze Erhebung über den Körper hinaus (der Pickel oder Wanderstöcke am Rucksack), sind sie potenzielle Einschlagpunkte. Deswegen weg damit und in einigem Abstand ablegen. Das Handy kommt in die Mitte des Rucksacks. Es kann angeschaltet bleiben, da die Funkwellen sehr schwach sind. Übrigens: Blitze sind nicht ausschliesslich auf die höchste Stelle in der Umgebung geeicht. Ein Wanderer auf einer Hochebene, die von Gipfeln umgeben ist, kann ein Ziel von Blitzeinschlägen sein.
Prekär wird die Situation natürlich am Klettersteig. Das Drahtseil wirkt wie ein überdimensionaler Blitzableiter. Bietet das Gelände die Möglichkeit, vom Seil wegzukommen, sollte man das umgehend tun. Aber Achtung: Der oft heftige Regen kann auch Steinschlag ausösen, der besonders in Rinnen und Flanken gefährlich ist. Kommt man nicht vom Drahtseil weg, bleibt man mit der Selbstsicherung gesichert. Jedoch empfehlenswert nur an einem Felsankerpunkt und nicht am Stahlseil. Möglichst keinen Hautkontakt zum Fels oder Stahlseil. Denn sonst droht nach einem direkten oder indirekten Blitzeinschlag der Absturz. Auch hier nimmt man die beschriebene Kauerstellung ein und versucht, Abstand zum nächsten Kletterer herzustellen.
Nützliche Links zu Wetterstationen von mir zusammengestellt:
Österreich: www.zamg.ac.at – Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Seite des staatlichen Österreichischen Wetterdienstes mit Österreich-Prognosen, mit der Möglichkeit nach Regionen (Tirol, Salzburg etc.) zu filtern.
Italien: www.provinz.bz.it/wetter – Die Autonome Provinz Bozen präsentiert das Bergwetter für Südtirol
Deutschland: www.alpenverein.de – Aktueller Alpenwetterbericht des Deutschen Alpenvereins (DAV) untergliedert in West- und Ostalpen