Bergauf, Bergab und auch mal Quer, sicher gehen ist die Hauptsache

„Gehen am Berg, ach so, dass kann doch jeder. Was soll denn da so schwierig sein?“ – Doch das richtige Gehen am Berg will gelernt sein! Um im freien Gelände, aber auch auf Wanderwegen sicher unterwegs zu sein, ist Trittsicherheit der Schlüssel – denn schliesslich sind Abstürze durch Stolpern und Ausrutschen die häufigste Unfallursache beim Wandern. Doch nicht nur das: Die richtige Gehtechnik, für den entsprechenden Moment, hat auch einen kraftsparenden Effekt. Ganz abgesehen davon, dass auch die Biomechanik der Gelenke gewinnt. Hier ein paar Tipps von Bergwanderführer-Tirol, anhand derer, sich die Geländegängigkeit schnell mal verbessern lässt.

1. Richtiges Schuhwerk!!

Doch das wichtigste, ist erst einmal das richtige Schuhwerk mit entsprechender Sohle. Es ist unumgänglich, dass es einfach einen Bergstiefel braucht, der wirklich den Knöchel stützt, ein gute Schnürung vorhanden ist, mit Tiefzughacken. Den das verhindert beim Bergabgehen, dass der Fuss im Schuh nach vorne rutscht und es dadurch zu unschönen Druckstellen kommt. Schnürung und Schaft sind auch im gesamten dafür verantwortlich, dass der optimale Seitenhalt gegeben ist. Und zuguter letzt, die Sohle. Es ist nun mal so, dass sich gerade Vibram-Gummi Sohlen im Bergsportsektor sich einen namhaften Namen verschafft haben. Zu Recht. Und sie sollte natürlich nicht allzu sehr abgenutzt sein (deutlich erkennbares Profil muss vorhanden sein) oder aus dem Bestand noch von Vaters Jugendzeit (spröde und rissig, oder zum Teil schon am ablösen).

Irrtümlicherweise und manchmal auch in Unkenntnis der Verkäufer, wird heute sehr vieles als Wander- oder Bergschuhe verkauft. Doch so einfach ist das nicht.

  • Trailrunningschuhe: Sind KEINE Wanderschuhe! Auch wenn das noch so angepriesen wird, Sie haben an den Füssen von Nicht-Top-Berglauf-Athleten nichts verloren. Sie bieten keinen Seitenhalt, Sohle absolut nicht geeignet für alpine Touren und nicht so trittsichere Personen.
  • Billigschuhe (Hofer, Aldi, … und sonstigen Discountern) sind wahre Gummischwitzkammern in denen man schwitzt ohne Ende und das gefährlichste selbst  ist die Sohle, die in keiner Weise Grip verspricht, auch wenn noch so ein dickes Profil vorliegt. Sie eignen sich bestenfalls zu einem Waldspaziergang.
  • Wanderschuhe oder Arbeitsstiefel von Baumärkten und Co. Auch hier gilt dasselbe negative Kriterium, wie bei den Discounter-Schuhen. Sie sind eben nur für die Bauwirtschaft zu gebrauchen und haben am Berg nichts verloren. Bestenfalls eignen sie sich für ganz kleine Wanderungen.
Kategorien-Tabelle für Outdoor- und Bergschuhe

   

 1. Grundsatz: Voller Sohlenstand!

Grundsätzlich versuchen wir – und es spielt keine Rolle, ob im Aufstieg oder Abstieg – immer mit der ganzen Sohle aufzutreten. Mit vollem Sohlenstand haben wir, besonders auf glatten Felsplatten sowie im losen Schutt, Geröll und auch auf steilen Wanderwegen, die beste Reibung und dadurch optimalen Halt. Auf schiefem Untergrund benötigen wir für einen vollen Sohlenstand allerdings etwas Beweglichkeit im Sprunggelenk. Das ist in der heutigen Zeit, mit den modernen Berg- oder Wanderschuhen sehr gut möglich, da sie zwar das Sprunggelenk stützen, aber auch eine gewisse Beweglichkeit zulassen. Mit dem Oberkörper sind wir dabei leicht nach vorne gebeugt, um zentral über dem jeweils belasteten Bein (meistens das Bein das vorne steht) zu stehen.
Voller Sohlenstand garantiert die beste Reibung. Haben wir keine Beweglichkeit im Sprunggelenk und setzen wir, vielleicht auch aus Angst, die Schuhkante auf, droht der Fuss abzurutschen.

2. Grundsatz: Langsam & kleine Schritte beim Bergaufgehen

Damit wir bergauf möglichst ökonomisch unterwegs sind, machen wir, vor allem wenn es steiler und technisch anspruchsvoller wird, kleinere Schritte und verringern bewusst(!!!) unsere Geschwindigkeit. Denn man darf nicht vergessen: Der Abstieg braucht üblicherweise noch viel mehr Kraft. Wir brauchen sie also noch. Jeder Schritt wird darum mit bedacht gewählt und gesetzt. Zu grosse Schritte kosten unnötig viel Kraft, da der Körperschwerpunkt bei jedem Schritt mühsam über den Ausfallschritt geschoben werden muss.

Kleine Schritte, langsam gehen

Kleine Schritte, langsam gehen mit Stöcken

Wird es zu steil, ist es anatomisch auch nicht immer möglich, mit der gesamten Sohle aufzutreten. Jetzt müssen wir wahlweise entweder mit dem Fussballen oder mit der gesamten Sohle den „Weg“ finden. Entscheidend dabei ist immer der nächste kürzeste Auftrittpunkt, wie der Fuss gesetzt wird. Dabei soll die Schritthöhe jener einer normalen Treppenstufenhöhe (ca. 20 cm) nicht überschreiten. Für viele Bergwanderer ist diese Technik, ohne Wanderstöcke als Gehhilfe, bereits sehr herausfordernd.

3. Grundsatz: Körperschwerpunkt über die Sohle bringen, beim Bergabgehen

Oftmals geht man schon gar nicht wandern, weil es einem graust vor dem Abstieg. Denn der Abstieg empfindet man beim Bergwandern oft als mühsam. Müdigkeit, ein Nachlassen von Konzentration, Koordination und Reaktionsschnelligkeit sind dafür verantwortlich, dass ca. 2/3 aller Unfälle beim Bergwandern im Abstieg passieren. Die Kniegelenke werden mehr strapaziert als im Aufstieg und die Ausrutsch- und Absturzgefahr ist deutlich höher als im Aufstieg. Das soll so nicht sein. Deshalb versuchen wir, sowohl möglichst gelenkeschonend als auch möglichst sicher unterwegs zu sein.

Dies gelingt uns am besten, indem wir den Oberkörper leicht nach vorne beugen. Das hat auch den grossen Vorteil, dass wir richtig sehen können, wohin wir den nächsten Schritt setzen. Dabei werden die Knie leicht gewinkelt und der Fuss über Ferse, Sohle und Ballen abgerollt. Psychologisch bedingt, neigen wir besonders bei steilen Abstiegen zur Rückenlage, die immer kontraproduktiv und komplett falsch ist.

In steilen Passagen reduzieren wir bewusst unser Gehtempo. Sind die Abstiege lang und anstrengend, legen wir kleinere Pausen ein.

4. Grundsatz: Innenlage (Hanglage) vermeiden bei Querungen

Bei steilen Querungen auf sehr schmalen Steigen tendieren wir – ebenfalls psychologisch bedingt – zur Innenlage. Man fühlt sich sicherer, wenn man sich zum Hang lehnt. Es ist eine trügerische Sicherheit.

Allerdings führt diese Innenlage dazu, dass wir weniger Gewicht auf unsere Sohlen bringen und Gefahr laufen, wegzurutschen.

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 Ich biete dies auch als Lehrgang an, wo gezielt diese Geh- und Schritttechniken behandelt werden, auf diversen Untergründen (Wanderwege und freies Gelände). Ziel ist es, ermüdungsfreier, gesünder und vor allem sicherer in den Bergen unterwegs zu sein. Sie werden staunen, was möglich ist.  Zu finden unter Touren oder im Shop.