Für den 16. Mai 2019 reiste ich für die Ausbildung zum Tiroler Naturführer, dem 2. Modul „Wald“ nach Umhausen, was im Naturpark Ötztal liegt. Spannende Tage die vor mir sind, mit viel Wissen, das es zu erlernen gibt. Über Wälder, Bäume, Moose, Flechten, Pilze; Lebensformen beschreiben nur in wenigen Worten, wie vielfältig die Bergwelt tatsächlich ist..
Der ideale Ort, um das Waldmodul vom Tiroler Naturführerkurs zu starten, war der Stamser Eichenwald der auch zurecht ein Naturdenkmal ist. Im Boden unter den Stiel-Eichen tummelt sich eine Vielzahl an Bodenlebewesen. Mit dem Bodenzoologen Erwin Meyer (Prof. Zoologe, Uni Innsbruck), machen wir uns auf die Suche nach ihnen. Die Ausbeute kann sich dabei sehen lassen: Tausendfüsser, Asseln, Spinnen, Käfer und Käfer-Larven. Zu den Highlight des Tages ist wohl „Enoicyla“, die einzige heimische Köcherfliege, deren Larven an Land leben. Den Pseudoskorpion haben wir gleich mehrfach dabei und die attraktive Rote Samtmilbe ist mit ihren 4 mm Länge ein echter Blickfang. Am Nachmittag begleitete uns Andreas Strudl der Österreichisch. Bundesforste. Wir betrachten den Eichenwald aus forstlicher Sicht. Er zeigte uns die Vielfalt eines wärmeliebenden Laub-Mischwaldes. Den Abend stellt uns Thomas Schmarda den Naturpark Ötztal vor – und das im neuen Naturparkhaus in Längenfeld. Einen Besuch kann ich dabei nur allen ans Herz legen. In der Ausstellung treffen wir auf alte Bekannte – aus Holz :-).
Pilze und Flechten sind das Thema des zweiten Tages. Eberhard Steiner ist in seinem Element. Selbst im kältesten Mai seit vielen Jahren lassen sich einige Pilze finden. Der Erbsen-Rostpilz (Uromyces pisi) befällt die Zypressen-Wolfsmilch und lässt verkümmerte Exemplare entstehen. Der Schuppiger Sägeblättling (Neolentinus lepideus) zersetzt die Lärchenholzbrücke über die Ötztaler Ache. An der Ötztaler Ache finden sich viele Steine mit leuchtend rotem Überzug. Das ist die Veilchenalge. Diese Grünalge mit roten Farbpigmenten, die als Sonnenschutz dienen (Carotinoide), gedeiht bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit. – „Ohne Moos – nix los“ meint Christian Anich, Botaniker vom TLMF, und führt uns durch die Welt dieser Sporenpflanzen. Runzelbruder, Stockwerkmoos, Haarmützenmoos und Schlafmoos sind „die Naturführer-Moose“ 🙂 . Eine Zauneidechse beweist, dass Moospolster ein toller Lebensraum sein können.
Am Tag drei begleitete uns Manfred Hotter. Er ist Förster und Botaniker. Er untersucht mit uns Wald-Standorte aus mehreren Blickwinkeln: Boden, potentielle und aktuelle Vegetation. Über 160 Waldtypen (Pflanzengesellschaften) werden in Tirol unterschieden – je nach Boden, Klima, Wasserhaushalt, Gelände und Vegetation. Und das, neben all der Baumvielfalt, die wir in Tirol haben. Wissen in grossem Umfang, aber ganz sicher immer einen Moment wert, mal auch im Wald etwas genauer hin zu sehen. An den Grauerlen finden wir ein besonderes Beispiel für Symbiose. An den Wurzeln der Grauerlen sind Wurzelknöllchen ausgebildet. Die Bakterien darin (Frankia alni) sind in der Lage, Stickstoff aus der Luft zu fixieren und damit den Pflanzen zugänglich zu machen. Sie düngen den Boden.
Der 4.te Tag startet, nach dem Frühstück, mit der Fahrt nach Sautens ins Sautener Forchet. Dieses Naturschutzgebiet verdanken wir dem Tschirgant-Bergsturz vor 3.000 – 3.500 Jahren. Auf dem Kalkschutt ist ein einzigartiger Föhrenwald entstanden. Der ideale Wald für den Lehrgang in Naturpädagogik. Hannes Rüdisser (Naturführer & Naturpädagoge) lässt uns viele Methoden ausprobieren. Es ist ein „Naturerleben mit allen Sinnen“. Ein Kiefernschwärmer sitzt mitten unter den Tieren im „Tarnpfad“ und wird von einigen gleich mitgezählt 🙂 . Felsenbirne und Maiglöckchen sind nur zwei der vielen Blüten im Unterwuchs des lichten Waldes die auch hier, für eine einzigartige Artenvielfalt sprechen. Der Abschluss dann, mit einer kreativen Arbeit, steht für vier Tage in den vielfältigen Wäldern Tirols.
Und bald reise ich für das 3.te Modul ins Lechtal. Auch diesmal, verspricht der Naturpark Lech, spannende und lehrreiche Tage mit dem Modul „Wiese“. Ich freue mich jetzt schon darauf. 🙂